Entstehung des Elternvereins Nordrhein-Westfalen e. V.
In der Zeit politischen Aufstiegs Deutschlands nach dem zweiten Weltkrieg brach sich in den 60er Jahren ein gesellschaftliches Umdenken Bahn, das von den regierenden Kräften unterstützt wurde. Man verhandelte einen Bildungsgesamtplan für alle Bundesländer, der die Schulformen Hauptschule, Realschule und Gymnasium abschaffen und durch Schulstufen Primarstufe, Sekundarstufe I und Sekundarstufe II und Gesamtschulen ersetzen sollte. Nicht alle Bundesländer nahmen die Planungen auf, jedoch Nordrhein-Westfalen. Hinzu kam die Einführung eines neuen Politikunterrichts. So gehen die „Richtlinien für den politischen Unterricht“ des Kultusministers von NRW vom April 1973 davon aus, daß die frühe Sozialisation eine Hinwendung zu bestehenden Regeln bewirkt und in Widerspruch zum Recht auf Selbstbestimmung steht. Daher bedürfe es emanzipativ wirkender Lernziele. Genannt wird die Fähigkeit zum Widerstand gegen nicht akzeptierbare gesellschaftliche Zwänge, z. B. Leistungsdruck, Gehorsamsanforderungen, moralische Gebote, Sanktionen (Kap. 3.2 mit 1.3).
Diese Vorhaben weckten Widerstand bei vielen Eltern. Mütter und Väter aus Bonn, Leverkusen und Münster gründeten am 15. Februar 1974 den Elternverein Nordrhein-Westfalen. Vorsitzende wurde eine Juristin mit 3 schulpflichtigen Kindern, Dr. Gisela Friesecke. Im ersten Aufruf des Vereins „An alle Eltern“ heißt es: „… Neben dem staatlichen Erziehungsauftrag gibt es gleichberechtigt unseren elterlichen Erziehungsauftrag. Das Elternrecht ist im Grundgesetz verankert. …“ Darum haben wir den Elternverein Nordrhein-Westfalen e.V. gegründet. Er ist konfessionell, weltanschaulich und parteipolitisch unabhängig. Die wichtigsten Ziele:
- Beteiligung der Eltern an bildungspolitischen Entscheidungen
- Wahrung des Elternrechts
- Abwehr von politischer Indoktrinierung in Richtlinien und Lehrplänen
- Erhaltung verschiedenartiger Schulformen und der Freiheit der Schulwahl. …“
Dr. Gisela Friesecke, Ehrenvorsitzende, Mitgründerin