Gesamtschule ungeschminkt - Alarm!

 

GESAMTSCHULE UNGESCHMINKT - ALARM !

Wissenschaftliche Untersuchungen integrierter Gesamtschulen im Überblick

1. Binnendifferenzierung:

In den integrierten Gesamtschulen werden Schüler und Schülerinnen unterschiedlicher Begabung gemeinsam unterrichtet. Erst ab Klasse 7 und nur in wenigen Fächern werden gesonderte Lerngruppen mit verschieden hohen Anforderungen gebildet. Ansonsten ist es Aufgabe der Pädagogen, die unterschiedlichen Mädchen und Jungen durch Einsatz verschiedener Methoden und verschiedener Aufgaben, also durch Binnendifferenzierung, begabungsgerecht und gleichwertig zu fördern. Zu dieser Aufgabe gibt es bisher nur eine einzige wissenschaftliche Untersuchung. Ihr Ergebnis: Binnendifferenzierung kann an Gesamtschulen die Nachteile des Verzichts auf nach Leistungsvermögen getrennte Lerngruppen n i c h t ausgleichen (Prof. Dr. P.M. Roeder, Berlin, "Binnendifferenzierung im Urteil von Gesamtschullehrern" in Zeitschrift f. Pädagogik, 2/1997).

2. Leistungsunterschiede in der Sekundarstufe I:

Die vor zwanzig Jahren im Auftrag des nordrhein-westfälischen Kultusministers durchgeführten Vergleichsuntersuchungen der Gesamtschulen mit Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien hatten ergeben: "Generell gesehen bestehen Leistungsvorteile für Schüler aus dem herkömmlichen Schulsystem in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch. In Physik werden vergleichbare Leistungen erzielt. ... Der Gleichstand der Physikleistungen ist noch insofern zu relativieren, als an den Gesamtschulen signifikant mehr Zeit für die abgeprüften Inhalte verwendet worden ist (Haenisch u.a., "Gesamtschule und dreigliedriges Schulsystem in NRW - ...", S. 357, 358).

1991 begann das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung (MPIB), Berlin, neue Vergleichsuntersuchungen, in die in NRW rund 2800 Schüler einbezogen wurden. Untersucht wurden 14 Gesamtschulen, 17 Hauptschulen, 19 Realschulen und 21 Gymnasien ("Bildungsverläufe und psychosoziale Entwicklung im Jugendalter" (BIJU)). Die Schulen waren nach dem Zufallsprinzip ausgelost worden. So sehen die Tabellen der Leistungen in den Fächern Englisch, Mathematik und Physik aus:

Entwicklung der Physik, Mathematik- und Englischleistungen
zu Beginn der 7. Jahrgangsstufe bis zum Ende der 10. Jahrgangsstufe

aus: Baumert/Köller, Bildungsverläufe und psychosoziale Entwicklung im Jugendalter, Seite 18

 

Die Tabellen zeigen: Leistungsunterschiede sind bereits zu Beginn der Klasse 7 feststellbar. Sie vergrößern sich erheblich bis zum Ende der Klasse 10. Nicht nur die Gymnasiasten, auch die Realschüler eilen den Gesamtschülern davon. Besonders erstaunlich sind die Leistungsunterschiede zwischen Realschülern und Gesamtschülern deswegen, weil die untersuchten Schülergruppen dieser beiden Schulformen einen sehr ähnlichen Bildungshintergrund und nahe beieinanderliegende intellektuelle Grundfähigkeiten hatten.

In der BIJU wurden nicht nur Durchschnittswerte ermittelt, sondern zusätzlich gezielt paarweise gleich begabte Schüler verglichen, die außerdem in den Ausgangsleistungen in Klasse 7 nahezu gleich waren, aber Schulen verschiedener Schulformen besuchten. Die Realschüler hatten dann am Ende des 10. Jahrgangs gegenüber Gesamtschülern "in Mathematik einen Wissensvorsprung von etwa zwei Schuljahren". Bei Gymnasiasten betrug der Leistungsvorsprung "mehr als zwei Schuljahre"

(nach der Darstellung in der entsprechenden Grafik dürften es fast drei Schuljahre sein!). Beim Vergleich von Hauptschulen und Gesamtschulen ergeben sich "keine unterschiedlichen Leistungseffekte" (Baumert /Köller, "Nationale und internat. Schulleistungsstudien" in Zeitschr.f.Pädagogik, 6/99, S.12 ff.).

3. Leistungsunterschiede in der gymnasialen Oberstufe:

In den Klassen 7 und 10 getestete Schülerinnen und Schüler wurden im Rahmen der BIJU nochmals im 12. Jahrgang verglichen. Diese Mathematiktests zeigen eindeutig, daß an Gymnasien und Gesamtschulen "unterschiedliche Mindestnormen" gelten (Köller / Baumert / Schnabel, "Wege zur Hochschulreife ...", in Zeitschrift f. Erziehungswissenschaft, 3/99, S. 385 ff.). Die genauere Auswertung der Tabelle über Testwerte und Mathematiknote (S.410) ergibt: Der Unterschied in den Bewertungen beträgt im Mittel mehr als zwei ganze Notenstufen, ein "befriedigend" in Grundkursen der Gesamtschulen wäre ein "mangelhaft" in Grundkursen von Gymnasien, ein "befriedigend" in Leistungskursen der Gesamtschulen wäre ein "mangelhaft minus" in Leistungskursen an Gymnasien. Daraus ist zu folgern: "Viele Schülerinnen und Schüler, die an integrierten NRW-Gesamtschulen mit befriedigenden oder ausreichenden Leistungen das Abitur bestanden haben, wären an NRW-Gymnasien nicht einmal zum Abitur zugelassen worden" (Ulrich Sprenger in REFLEX 1999, Jahrbuch des Arbeitskreises Gesamtschule e.V., Recklinghausen, S.15).

4. Unterschiede im Sozialverhalten

In der BIJU wurde auch das Sozialverhalten von Schülern und Schülerinnen von Hauptschulen, Realschulen, Gymnasien und Gesamtschulen verglichen. Die Studie weist für die Gesamtschule nachteilige Ergebnisse auf. Während in Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien die Testwerte für Egoismus zwischen Klasse 7 und Klasse 10 gleichbleiben oder sinken, steigen sie in Gesamtschulen an. Entsprechend steigen die Testwerte für Altruismus, das Eintreten für andere, in Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien, während sie in Gesamtschulen fallen (BIJU-Studie S.21,22).

Und nun ? ALARM !

Aus Verantwortung für die jungen Menschen ist eine sofortige Reform der Gesamtschule unerläßlich: Die Gesamtschule braucht Hauptschul-, Realschul- und Gymnasialzweige !

______________________________________________ Februar 2000

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Stand: 07. November 2006