Eine Schule für alle
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Auszug aus dem Informationsblatt gegen Bestrebungen zur Einführung von "Eine Schule für alle" aus dem Jahre 2005 - zugleich Gründe gegen weitere integrierte Gesamtschulen. Vier Gründe für das Nein:
Finnische Schulen unterrichten unter ganz anderen VoraussetzungenIm dünn besiedelten Finnland haben 40 % aller Schulen weniger als
50 Schüler und nur 3 % mehr als 500. Lesen und Rechtschreiben sind für Finnen
viel leichter zu erlernen als für Deutsche, weil in der finnischen Sprache
jedem Laut nur ein Buchstabe zukommt. Filme und Fernsehbeiträge aus dem Ausland
werden nicht synchronisiert, sondern nur untertitelt, so daß fast alle Kinder
ein eigenes Interesse daran haben, rasch und sinnerfassend lesen zu können.
Jedem Kind ausländischer Muttersprache wird eine der beiden Landessprachen
(Finnisch oder Schwedisch) beigebracht, ehe es in eine Schulklasse aufgenommen
wird. In Finnland geht man nicht davon aus, daß Kinder von Kindern lernen.
Überwiegend findet Frontalunterricht statt. Jedoch gibt es für meist drei
Klassen eine zusätzliche Lehrkraft mit entsprechender zusätzlicher Ausbildung,
die sich jeweils der Schüler und Schülerinnen annimmt, die Schwächen zeigen.
Dieses Fördersystem trägt entscheidend zum Schulerfolg aller bei. Die finnischen Schulen sind folglich in
keiner Weise mit deutschen Gesamtschulen vergleichbar. Ursächlich
für die schlechten Leistungen deutscher Schüler ist nicht
das mehrgliedrige Schulsystem
Die PISA-Studie enthält nicht nur einen Schulleistungsvergleich
verschiedener Staaten, sondern eine deutsche Ergänzungsstudie gestattet
außerdem einen Schulleistungsvergleich deutscher Bundesländer. Ein Blick auf
die in Deutschland bei den Schulleistungen an der Spitze stehenden Bundesländer
sollte deshalb ebenso naheliegen wie der Blick auf das Ausland. An der Spitze
bei der Lesekompetenz liegen Bayern und Baden-Württemberg, Bayern deutlich
über (510 Punkte) und Baden-Württemberg auf dem OECD-Durchschnitt (500
Punkte), hinter dem Deutschland insgesamt zurückbleibt (484 Punkte). Beide
Bundesländer führen Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien und keine
integrierten Gesamtschulen als Regelschulen. Nordrhein-Westfalen mit der
hohen Zahl von 215 integrierten Gesamtschulen bleibt unter dem deutschen
Durchschnitt (482 Punkte).
Schlußlicht ist Bremen (448 Punkte). Bremen hat weder Haupt-, noch Realschulen,
allerdings inzwischen wieder einige Gymnasien
neben integrierten Schulen, nachdem vor Jahren Eltern selbst um Gymnasien
in freier Trägerschaft kämpfen mußten. Bei den mathematischen Leistungen
schaffen die Schulen in Bayern und Baden-Württemberg ebenfalls die höchsten
Punktwerte - hier beide über dem OECD-Durchschnitt. Nordrhein-Westfalen steht
unter 14 Bundesländern auf Platz 10, Bremen wieder am Schluß - beide unterhalb
des Bundesdurchschnitts. Der Leistungsvergleich bei der naturwissenschaftlichen
Grundbildung zeigt fast die gleichen Werte. Diese Betrachtung zeigt, daß in Deutschland Bundesländer ohne
Gesamtschulen bessere Leistungen erbringen als jene mit vielen integrierten
Schulen. Also müssen wohl andere Ursachen schlechte Schulleistungen bewirken
als das gegliederte Schulsystem. Anzumerken ist, daß es sich bei den
erfolgreicheren Ländern um
langjährig von CDU oder CSU regierte handelt, bei den erfolgloseren um
langjährig SDP-regierte.
Weiterführende
integrierte Schulen haben in Deutschland geringeren Fördereffekt
Neuere spezielle Vergleichsuntersuchungen des Max-Planck-Instituts
für Bildungsforschung (MPIB), veröffentlicht in der Zeitschrift
"Pädagogik" im Juni 1998, zeigten beachtliche Leistungsvorteile
der Schülerinnen und Schüler an Realschulen und Gymnasien gegenüber
jeweils gleichbegabten mit gleichem sozialen Hintergrund an Gesamtschulen.
Realschüler hatten in Mathematik in Klasse 10 einen Leistungsvorsprung von fast
2 Schuljahren, die Gymnasiasten von mehr als zwei Schuljahren. Zwischen
Hauptschülern und gleichbegabten
Gesamtschülern zeigte sich ein annähernder Leistungsgleichstand.
Bereits die Fortführung leistungsgemischter Lerngruppen über die
vierjährige Grundschule hinaus bewirkt Leistungsminderungen. Dies hat das MPIB
mit einer Untersuchung zwischen 1968 und 1970 herausgefunden, als es die
Leistungen von Gymnasiasten in Klasse 7 verglich, die nach Klasse 4 auf das
Gymnasium gewechselt hatten und anderen, die erst nach Klasse 6 dahin kamen. Veröffentlicht
wurden diese Ergebnisse erst 1991. Der bessere Rangplatz Deutschlands bei der Internationalen
Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) steht diesen Erkenntnissen nicht entgegen.
Zwar sind die Grundschulen integrierte Schulen, aber die Schere von Vorwissen
und Lernfähigkeit zwischen Kindern öffnet sich immer weiter, je länger diese
lernen. Für Unterrichtende wird es zunehmend schwieriger bis unmöglich,
langsam und schnell lernenden Kindern gerecht zu werden. Dazu ist festzuhalten,
daß schon an den integrierten Grundschulen um 10 % der Kinder nur die
Kompetenzstufe I (gesuchte Wörter in einem Text erkennen) erreichen. Etwa ein
Drittel schafft nur die Kompetenzstufe II (angegebene Sachverhalte aus einer
Textpassage erschließen). Nach Aussage der Studie werden diese Kinder
"ohne weitere Förderung wahrscheinlich Schwierigkeiten in der Erarbeitung
neuer Lerngegenstände in allen Fächern haben". Auch der Fördereffekt der integrierten
Grundschule läßt also zu wünschen übrig!
Schulleistungen
spiegeln den Stellenwert von Bildung in Gesellschaft und Politik
Bildung wird in Finnland hoch geachtet. Vorschriften und
Verhaltensformen werden nicht als Einschränkungen bekämpft, sondern als
Garanten persönlicher Freiheit des einzelnen eingehalten. In Deutschland hingegen haben die gesellschaftskritischen
Bestrebungen von 1968 allmählich das Wertebewußtsein der Gesellschaft und die
Einstellung zu Bildung und Erziehung geändert. Leistungsforderungen wurden in
die Nähe von Ausbeutung gerückt, Unterrichtsinhalte als weniger wichtig
betrachtet und Üben und Wiederholen als sinnloses Pauken verunglimpft. Hinzu
kam die Abwertung von Arbeitstugenden wie Sorgfalt, Pünktlichkeit und Ordnung.
Höflichkeit, Rücksichtnahme und Disziplin wurden als Einschränkungen der
eigenen freien Entfaltung infragegestellt. Dort, wo sich diese Ziele deutlich
des Schutzes herrschender Parteien (SPD, Grüne) erfreuten, veränderten sich
Schulen spürbarer und sanken die Schülerleistungen merklicher. Ein Umdenken
bahnt sich an. Fazit:
Bessere Schülerleistungen in NRW und in Deutschland lassen sich nicht mit mehr
Integration im Schulwesen erreichen, sondern mit einer bejahenden Haltung zu
Bildung und Erziehung. Schule darf keine Veranstaltung von Spaß und
Beliebigkeit sein. Die Bemühungen der politisch Verantwortlichen müssen zuerst
gutem Unterricht gelten, die Bemühungen von Eltern sozialem Verhalten und hoher
Lernbereitschaft bei ihren Kindern. Dann haben die jungen Menschen Erfolg, und
Erfolg macht Spaß! Verantwortlich:
Regine Schwarzhoff, Dr. Gisela Friesecke Schinkelstraße
70 •
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Tel. 02 01 / 26 83 26
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